Beschreibung:
Das Neubaugebiet Altgruna befindet sich im Osten Dresdens. Vor der Zerstörung
1945 gab es im Bereich der Neubebauung hauptsächlich Gartenbaubetriebe
und vor allem in Richtung Norden gründerzeitliche Blockbebauungen,
die das Gebiet auch heute noch in dieser begrenzen.
Der Übersichtsplan verdeutlicht die Aufteilung des Aufbaugebietes
Altgruna. In geradliniger Weiterführung der Zwinglistraße schließt
sich eine Fußgängerzone an, die das Gebiet von West nach Ost
durchquert. Im Süden an diese Fußgängerzone schließt
sich das Bebauungsgebiet C an. Diese in WBS 70 ausgeführten Baublöcke
verfügen über vorgezogene Ladenvorbauten, die dem Gebiet den
Charakter einer Einkaufsstraße verleihen.
Auf der den Wohnblöcken gegenüberliegenden Seite befindet
sich ein Ambulatorium mit verschiedenen ärztlichen Einrichtungen
sowie eine HO-Kaufhalle. Des Weiteren wird dieser Bereich durch zwei nebeneinander
stehende Wohnhochhäuser des Typs WHH 17 im Zentrum dieses Ensembles
durchsetzt. Ein drittes schließt die Einkaufsstraße am westlichen
Ende ab. Diese Wohnhochhäuser sollten als städtebauliche Dominanten
das gesamte Bebauungsgebiet überragen und weithin sichtbar wirken.
Im Norden wird der Wohnkomplex Altgruna durch zwei weitere Wohnneubaugebiete
(Gebiet A und B) abgeschlossen. Dabei bilden die Wohnzeilen je einen fast
geschlossenen Block mit Innenhof. Diese Bebauungsstruktur schließt
an die historische Gründerzeitbebauung an.
Der zentrale Platz des Wohngebietes vor der Kaufhalle wurde künstlerisch
ausgestaltet und sollte den Anwohnern als neues Zentrum ihres Quartiers
dienen und die Identifikation mit demselben steigern.
Wohnbaublöcke WBS 70
Im Aufbaugebiet wurden drei räumlich voneinander getrennte Wohnkomplexe
der Serie WBS 70/SM1 teilweise mit erweiterter Ausstattung errichtet.
Die einzelnen Blockbebauungsgebiete werden aus Wohnzeilen zusammengesetzt.
Diese bestehen wiederum aus Sektionen, die variabel kombinierbar sind.
Während die Gebäudebreite konstant bei 11,3 m liegt, ist die
Länge von der Anzahl der verbauten, je 14,4 m breiten Segmente abhängig.
Damit korreliert auch die Zahl und die Art der Wohneinheiten. Die Systemhöhe
der Gebäude liegt bei ca. 20,0 m.
Die Blöcke des Gebietes C verfügen über eine erweiterte
Ausstattung in der Erdgeschosszone. So wurden hier ursprünglich folgende
Nutzungen angeboten: ein Kinder-, Damen- und Herrenausstatter, ein „Intershop“,
Haushaltwaren, Lederwaren, das Eiscafé Iglu, eine Post, eine Bibliothek,
Mode- und Kurzwaren sowie Spielwaren.
Aufgrund der Sicherung der Kapazitäten für die Ladenvorbauten
im Bereich der Straße der Befreiung (Hauptstraße) musste in
Altgruna auf den Errichtung dieser Ladenvorbauten im Bereich des Blockes
C1 und C2 (Zwinglistraße) verzichtet werden. Die Fertigstellung
der Neubauten in der Inneren Neustadt bis 1980 hatte Priorität.
Die Farb- und Oberflächengestaltung wurde bei allen Blöcken
gleich geplant. Die Fassadensichtflächen sollten in Kalksteinschotter
oder Rollkiesel und die Brüstungsplatten aus Wellpolyester bestehen.
Für die Loggiarücklagen war ein englischroter Farbton vorgesehen.
Wohnhochhäuser WHH 17
Im Aufbaugebiet Dresden-Altgruna wurde die Errichtung von drei 17-geschossigen
Wohnhochhäusern (D1, D2, D3) des Typs WHH 17 bis 1977 vorgesehen.
Hierbei handelt es sich um ein Wiederverwendungsprojekt entwickelt aus
einem 15-geschossigen Angebotsprojekt. Das 17-geschossige Wohnhochhaus
und seine Varianten wurden als Appartementhaus für Bürger höheren
Lebensalters auf der funktionellen und konstruktiven Grundlage des 15-geschossigen
Angebotsprojektes entwickelt. Das neue Projekt weist neben der Erhöhung
der Geschosszahl auf 17 Montagegeschosse eine um 1,8 m vergrößerte
Gebäudelänge aus. Die Grundrissabmessungen liegen bei 38,1 m
x 18,8 m und die Systemhöhe beträgt 52,0 m.
Der Hauptzugang zum Gebäudes erfolgt über einen vorgelagerten
Anbau, der gleichzeitig die Briefkästen, eine Türklingelanlage
und einen öffentlichen Münzfernsprecher umfasst.
Das Wohnhochhaus ist funktionell geteilt. Im Erdgeschoss und Kellergeschoss
befinden sich gesellschaftliche Einrichtungen und Funktionsräume.
Zu diesen gehörten Räume der Kommunalen Wohnungsverwaltung wahlweise
der medizinischen bzw. gastronomischen Einrichtungen, Müllsammel-
und Altstoffraum, Abstellräume für Kinderwagen, Fahrräder
sowie Garten- und Reinigungsgeräte als auch eine Trafostation und
ein Eltschaltraum. Außerdem gab es eine Hauswäscherei mit fünf
Waschautomaten und Schleudern. Es standen dazu drei mechanische be- und
entlüftete Trockenräume sowie ein Mangel- und Bügelraum
zur Verfügung. Unter der Annahme, dass etwa 50 % der Mieter die Wäsche
schrankfertig behandeln lassen, konnten Kleinstwohnungen 1 x und größere
Wohnungen 2 x im Monat die Hauswäscherei benutzen. Luftschutzmaßnahmen
waren für 260 m² Kellerfläche (= 260 Personen) vorgesehen.
Die Vertikalverbindung im Hochhaus übernehmen zwei Personenaufzüge
P 053 (je 6 Personen) und das Sicherheitstreppenhaus. Am Verkehrskern
liegen die Müllabfuhr und der Lüfterraum der Abluftanlage. Sämtliche
Geschosse sind in der Nutzung gleich ausgelegt.
Alle Wohnungen haben innenliegende Küchen und Bäder mit mechanischer
Be- und Entlüftung.
Die Außengestaltung der Wohnhochhäuser wurde ebenso wie der
pragmatische Innenaufbau funktional gelöst. Die Farbgebung der Fassaden
im Wohnteil wurde in Spaltkeramik Nr. 060 (postgelb) ausgeführt,
die Fassaden des Treppenturm in Spaltkeramik Nr. 470 (weiß). Die
Loggiabrüstungen wurden aus weißen Polyesterwellplatten hergestellt.
Kaufhalle
Die Kaufhalle Dresden, Altgruna Typ ESK 700/850 m², Variante HO
entstammt dem Angebotsprojekt des VEB Ingenieurbüro Bauwesen Halle.
Der Standort wurde zwischen dem Platz Altgruna und der Leitmeritzer Straße
gewählt. Die Kaufhalle wurde in Metallleichtbauweise mit Stahlstützen
und Stahlbindern errichtet. Die Die Konstruktion baut sich auf einem Raster
von 12 x 12 m auf. Eine Unterkellerung ist im nordwestlichen Teil des
Gebäudes vorgesehen. Bei einer Grundfläche von 30,4 m x 48,4
m beträgt die Systemhöhe im nicht unterkellerten Teil 6,0 m
und in unterkellerten Teil 9,0 m. Hierbei wurden die nach drei Gebäudeseiten
ca. 4,2 m ausladenden Vordächer nicht berücksichtigt. Gegründet
wird das Gebäude auf Einzel- und Streifenfundamenten. Für die
äußere Farbgestaltung war in weiß und blau vorgesehen.
Die Alucolorverblendung der Außenhaut sollte dabei in weiß
gestaltet werden, die Stützen dagegen in blaugrau.
Freiflächengestaltung
Die Freiflächengestaltung war ein wichtiges Mittel, die einzelnen
Gebäudekomplexe gestalterisch in einen räumlichen Zusammenhang
zu bringen. Im Mittelpunkt stand die Ausgestaltung der Fußgängerzone
und des zentralen Platzes. Zunächst sollte ein Leitsystem im Bodenbelag
erkennbar sein. Hierfür wurden farbige, nach einem Muster gelegte
Betonplatten verwendet. Der zentrale Bereich sollte mit Brunnenanlage
für ein angenehmes Ambiente und als Aufforderung zum Verweilen dienen.
Geschwungene Wege zwischen den Wohnhochhäusern sollten eine natürliche
Wegeführung nachempfinden. Außerdem war die Aufstellung einer
Plastik von Hesse am Platz einzuordnen. Diese Empfehlungen sollten dazu
dienen, der zu befürchteten Monotonie entgegenzuwirken. Sie waren
ein in den 1970er Jahren anerkanntes Prinzip zur Gestaltung von standardisierten
Wohngebietsneuplanungen.
Der öffentliche Fußgängerbereich beginnend am Wohnhochhaus
D1 an der Zwinglistraße und endend am Block C4 Rothermundstraße
wurde mit Pflanzkübeln, Baumreihen und bildkünstlerischen Elementen
gestaltet. Auch hier wurden die Gehwege farbig ausgelegt.
Quellen / Literaturtipps:
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