Beschreibung:
Die Hauptstraße ist die wichtigste Achse in der Inneren Neustadt.
Sie verbindet den Albertplatz mit dem Neustädter Markt.
Städtebau
Nach dem Stadtbrand 1685 und der damit verbundenen fast vollständigen
Zerstörung des Siedlungskernes auf der rechtselbischen Seite wird
dieser Bereich auf der Grundlage von Plänen von Wolf Caspar von Klengels
nach barocken Leitbildern wiederaufgebaut, die bis 1945 eine endgültige
Grundrisskonzeption darstellten. Damit waren starke Eingriffe in das bisherige
Raumgebilde verbunden. Klengels legte die westliche Flucht der Hauptstraße
im Bereich der alten Dreikönigskirche bewusst gegen die nordwärts
davon weiter östlich verlaufende Bauflucht zurück.
Die Durchführung der breiten Hauptstraße machte die Verlegung
der Dreikönigskirche notwendig. Diese war 1685 mit ausgebrannt und
wurde nunmehr abgetragen. Nach einem Interimsbau begann man 1732 mit Neubau
der heutigen Dreikönigskirche, die städtebaulich richtig an
der Westseite der Hauptstraße ihren Platz fand. Der Turm bildet
trotz rückwärtiger Stellung eine Dominante und unterteilt als
vertikaler Akzent den Straßenraum in zwei Erlebnisabschnitte.
Der Bebauungsplan von 1731 zeigt im Endergebnis den heute noch vorhandenen,
gleichmäßig von Norden zum Elbufer hin konisch sich erweiternden
Straßenraum am südlichen Auslauf. Die Verbreiterung auf das
fast Doppelte der Straße bewirkt eine optische Verlängerung.
Die Hauptstraße ist seitlich nach Westen geschwungen. Sie liegt
nicht in der direkten Achse der Augustusbrücke, womit ein verhältnismäßig
reizloses Straßenbild verhindert wird. Nur die östliche Längswand
der Hauptstraße läuft auf den offenen Elbraum und auf die Brücke
frei aus, während die Westfront der Straße von der elbseitigen
Bebauung des Neustädter Marktes optisch abgefangen wird.
Unmittelbar neben dem Brückenkopf der Augustusbrücke wirkt
als städtebauliche Dominante und Blickziel das Blockhaus Longuelunes,
welches 1728 errichtet wurde und von 1978 bis 1980 als Wohngebietsgaststätte
wiederaufgebaut wurde.
Am Nordwestrand der „neuen Königstadt“, wie sie auf Wunsch
August des Starken genannt wurde, wird eine weitere Achse, die Königstraße
geschaffen, die als Zielpunkt das am Elbufer liegende Japanische Palais
erhält. Die einheitliche architektonische Ausbildung der Häuser
der Königstraße brachte das Palais in reizvoller Weise in seiner
Umgebung zu dominierender Wirkung. Der Gestaltungsschwerpunkt lag stets
in unmittelbarer Nähe zum Elbufer. Städtebaulich antwortete
dem Japanischen Palais das Max-Palais, das 1890 abgebrochen wurde. Der
Strom übernahm die Zusammenführung und bildmäßige
Verknüpfung der beiden Bauten.
Aufbaugebiet Innere Neustadt, Wohnungsbaukomplex Innere Neustadt
Das Aufbaugebiet Innere Neustadt schließt den südlichen Bereich
der Hauptstraße zum Neustädter Markt ab. Die Hauptstraße
wurde von 1971 bis 1980 als Fußgängerzone ausgebaut. Teilweise
wurden historische Straßenzüge durch die Neubebauung abgeschnitten.
Der halböffentliche Bereich hinter den Blöcken ist durch Passagen
erschlossen.
Das Aufbaugebiet Innere Neustadt umfasst acht Wohnbaublöcke von
denen sechs unmittelbar den Rahmen für die Hauptstraße bilden
(siehe Karte). Diese sind zudem in der Erdgeschosszone mit Läden
und durchgängigen Arkaden ausgestattet.
Verwendet wurde die Bauweise in Großplatten vom Typ WBS 70 mit straßenseitigen
und rückwärtigen Vorbauten. Die Gesimshöhe der erhaltenen
Barockhäuser im nördlich anschließenden Bereich wurden
übernommen.
Die Blöcke sind einzelne Sektionen unterteilt, die unterschiedlich
viele Wohneinheiten umfassen.
- Block I A, 7 Häuser, 70 Wohneinheiten
- Block I B, 8 Häuser, 90 Wohneinheiten
- Block II, 8 Häuser, 80 Wohneinheiten
- Block IV A, 8 Häuser, 80 Wohneinheiten
- Block IV B, 7 Häuser, 70 Wohneinheiten
- Block V, 6 Häuser, 108 Wohneinheiten
Der konstruktive Aufbau der Gebäude gliedert sich aufgrund funktioneller,
bautechnischer und bautechnologischer Forderungen in mehrere Teilbereiche.
Außer der Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Einrichtungen
der Läden und den Wohnungen spielen bei dieser Gliederung insbesondere
die Verwendung verschiedener Bauweisen und Ausführungsmethoden und
die zeitliche Reihenfolge der Errichtung der Baukörper eine Rolle.
So können z.B. die Vorbaubereiche an der Rückfront erst nach
Abschluss der Wohnungsbaumontage und die straßenseitigen Vorbauten
immer erst nach Beendigung der Ausbauarbeiten und Abbau der Lastenaufzüge
vor den Loggien errichtet werden.
Im Einzelnen lassen sich die Gebäudeteile wie folgt gliedern:
- Wohnungsbau 1.-5. Obergeschoss
- Unterbau: Decken- und Abfangkonstruktionen im Keller- und Erdgeschoss
unter dem Wohnungsbau einschließlich Gründungen
- straßenseitiger Vorbau: Laden- und Arkadenbereich im Erdgeschoss
nicht unterkellert einschließlich Gründungen
- rückwärtiger Vorbau: Ladenbereich in Keller- und Erdgeschoss,
einschließlich Gründungen
In Block IV A an der nordwestlichen Ecke wurde eine Kellergaststätte
unter Verwendung der Gewölbe und Umfassungswände des 1945 ausgebrannten
und später abgetragenen Neustädter Rathauses eingerichtet. Die
Gewölbe wurden mit Deckenbalken überspannt und wurden somit
nicht mehr belastet, die alten Wände und Fundamente wurden jedoch
auch statisch in die Neubebauung integriert.
Die gestalterische Lösung der Fassaden des Laden- und Arkadenbereiches
entspricht der Grundkonzeption des gesamten Bebauungsgebietes. Im Erdgeschoss
wechseln Schaufenstern und Sandsteinflächen ab. Die Brüstungen
der Schaufenster erhalten Granitverkleidungen aus poliertem Lausitzer
Granit. Die Gestaltung auf der Hofseite ist weniger aufwendig in Kratzputz
ausgeführt.
Die Kellerbereiche stehen der Nutzung durch die Mieter zur Verfügung.
Außer den technischen Räumen wurden Wasch- und Trockenräume
mit Waschmaschinen, Schleudern und Waschtrögen für die Mieter
vorgesehen, desgleichen Abstellräume für Fahrräder und
Kinderwagen.
Außerdem gab es bestimmte Bereiche der Mieterkeller, die als Luftschutzräume
dienen sollten. Diese wurden für diesen Zweck mit trümmersicheren
Decken, gasdichten Türen sowie Lüftungsanlagen, die im Ernstfall
auf Luftansaugung über Grobsandfilter bzw. Druckwellendämpfer
und bei Stromausfall auf Handbetrieb umgeschalten werden konnten, besonders
ausgestattet.
Denkmalpflege:
Der Grundriss der Inneren Neustadt und somit auch die Lage
der Hauptstraße gehen auf barocken Planungen zurück. Sie sind
somit Zeugnisse einer prägenden Epoche Dresdens. Im Zuge der Neubebauungen
der 1970er Jahre wurden diese Strukturen teilweise sehr stark überformt.
Die Hauptstraße wurde durch die optische Trennung von den Seitenstraßen
als dominanter Straßenzug sowohl innerhalb der Inneren Neustadt
als auch durch die im Rahmen der gesamtstädtischen Planung vorgesehene
Nord-Süd-Achse besonders hervorgehoben. Die flankierenden Straßenachsen
verloren dementsprechend an Bedeutung.
Auch der Charakter der ehemals sehr betriebsamen Verkehrsstraße
wurde durch die Umwidmung zur Fußgängerzone verändert.
Die Neubebauung nach standardisierten Vorgaben stellt kein herausragendes
architektonisch oder kunsthistorisch wertvolles Beispiel moderner Baukunst
dar. Sie wurden zudem in den letzten Jahren neuen Nutzungsansprüchen
angepasst und wiederum stark verändert. Ihre ursprüngliche Fassadengestaltung
ist nicht mehr ablesbar. Die Unterschutzstellung im Rahmen der Denkmalpflege
ist an diesem Standort nicht angebracht.
Quellen / Literaturtipps:
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