Beschreibung:
Die Vorprojektierung und Projektierung für den Gebäudekomplex
des Institutes für Arbeitsökonomie und Arbeitsschutzforschung
wurde bereits 1954 durch das Entwurfsbüro für Hochbau I des
Rates des Bezirkes Dresden begonnen, der tatsächliche Baubeginn ist
jedoch erst auf 1958 zu datieren.
Geplant wurden verschiedene Neubauten. Zu diesen gehörten das achtgeschossige
Hauptgebäude zur Aufnahme der verschiedenen Abteilungen des Institutes
und der erforderlichen Wirtschaft- und Sozialräume, der große
Hörsaal mit Kinoeinrichtung (1-geschossig), ein Werkstattgebäude
mit vorläufigem Technischen Kabinett (1-geschossig) und ein Foyer
als Vorraum zum großen Hörsaal (1-geschossig). Die einzelnen
Gebäudeteile sollten durch Verbindungsgänge zusammengefasst
werden. Des Weiteren waren der Neubau einer Garage mit zehn Stellplätzen
und eine Trafostation sowie die Gestaltung der Außenanlagen und
Grünflächen Bestandteile der Projektierung.
Das über einen vorgelagerten, freistehenden Haupteingang erschlossene
Hauptgebäude ist in acht Vollgeschosse, ein Kellergeschoss und ein
Staffelgeschoss mit je einer Terrasse an den Längsseiten untergliedert.
Der Grundriss des ca. 31 m hohen Hauptgebäudes ist seiner Längsausdehnung
in Achsen von 2,50 m Abstand aufgeteilt und hat eine Gesamtlänge
von 53,30 m und eine Breite von 12,20 m.
Der vertikale Aufbau erfolgt im Kellergeschoss in Ortbeton, das Erdgeschoss
und die sieben Obergeschosse bestehen hauptsächlich aus Stahlbetonfertigteilen
und leichten Zwischenwänden. Für letztere wurden sogenannte
Schugk-Plattenwände mit 6,5 cm Stärke gewählt. Das achte
Obergeschoss und die Dachkonstruktion wurde wieder aus Ortbeton gefertigt.
Säulen und Riegel bestehend aus Fertigteilausfachungen der Fassadenfelder
bleiben nach außen sichtbar und bestimmen damit gleichzeitig die
äußere Gestalt.
Als Dachkonstruktion wurde ein flach geneigtes und in seiner Funktion
als Zweischalendach wirkendes Walmdach gewählt. Der konstruktive
Aufbau geschieht durch Säulen, Unterzüge und Sparren aus Stahlbeton
in Verbindung mit dem ca. 1,70 m ausladenden Stahlbetongesims. Die Dachneigung
beträgt 10°. Für die Unterschale des Kaltdaches kommt eine
12 cm starke Stahlsteindecke zur Ausführung, auf welche die Wärmedämmung
aufgelegt ist. Für die Belüftung des Dachraumes sind in der
Unterschale im Bereich der Terrasse Luftschlitze mit Siebabdeckung auszuführen,
von denen die Funktion des Zweisschalendaches abhängt.
Die Geschosse sind untereinander mit einer Haupt- und einer Nebentreppe
verbunden. Ein 16-Personen-Aufzug und ein Kleinlastenaufzug führen
vom Kellergeschoss bis zum Staffelgeschoss.
Das Hauptgebäude diente vorwiegend der Aufnahme der wissenschaftlichen
Abteilungen des Institutes. Diese Abteilungen waren im Erdgeschoss und
in den sieben Obergeschossen untergebracht und enthielten jeweils Arbeitsräume
für einen Mitarbeiter, Sekretariats- und Abteilungsleiterzimmer sowie
größere Seminarräume. Das Erdgeschoss fasst den Pförtnerraum,
eine Telefonzentrale, ein Fotolabor und sonstige technisch bedingte Einrichtungen.
Im Kellergang befanden sich das Archiv, Wasch- und Umkleide- sowie Aufenthaltsräume
für das Personal. Des Weiteren wurden Kapazitäten für einen
Kartoffelkeller und sämtliche Lagerkeller für die Küche,
Zuputzraum, Kühlraum und Kohlenbunker freigehalten. Das achte Obergeschoss
(Staffelgeschoss) beherbergte die Küche für 200 Personen und
einen vorgelagerten Speisesaal, einen Klubraum und eine HO Verkaufsstelle.
Von der Forderung nach vielen Arbeitszimmern ausgehend, ergab sich die
bereits erwähnte Achsenaufteilung. Die Einzelzimmer sind damit gleichbleibend
ca. 10 m² groß, die größeren Räume umfassen
je nach Funktion 2,5 oder 4 solcher Achsen. Bei der äußeren
Gestaltung war man bestrebt, den inneren Aufbau des Gebäudes nach
außen sichtbar werden zu lassen. Die konstruktiven Glieder (Säulen
und Querriegel) der Fertigteilbauweise bestimmen damit die gestalterische
Aufteilung der beiden Längsfassaden. Um die geforderte Sockelzone
zu erreichen, wurden die Fenster des Erdgeschosses geschosshoch gewählt.
Die sieben Obergeschosse erhielten eine Ausfachung der Felder aus Fertigteilen
mit asymmetrisch liegenden Schwingflügelfenstern. Diese Ausfachung
wurde aus Gründen der guten Haltbarkeit und beständigen Farbigkeit
wegen mit blauen Keramikplatten verkleidet.
Das sichtbare konstruktive Stahlbetonskelett wurde mit weißer Latexfarbe
behandelt. Die Giebelseiten sind in einer Sandsteinplattenverkleidung
ausgeführt.
Im Staffelgeschoss ist an den beiden Längsseiten eine durchgehende
Terrasse gebaut worden, die in Zusammenhang mit dem weit ausladenden Gesims
dem Gebäude einen großzügigen Charakter verleiht.
Im Inneren war für die Gestaltung des Speisesaales eine Verkleidung
der vier Säulen mit Keramikplatten vorgesehen. Aus konstruktiven
Gründen wurden die Unteransichten der Treppenpodeste mit Stuckverkleidungen
mit eingebauten Beleuchtungskörpern versehen. Außerdem sind
die Eingangswand und die Decke im Speisesaal in Stuck ausgeführt
worden. Sämtliche Räume erhielten je nach Funktion farbig abgestimmte
Wand- und Deckenanstriche.
Zur Projektierung des Institutes gehörte auch die Planung der Außenanlagen.
Die Fläche vor dem Gebäude wurde als großzügige Grünfläche
belassen, die der Wirkung des so frei stehenden Hauptgebäudes zuträglich
ist. Die Zugangswege für Fußgänger von der Tiergartenstraße
und der Gerhart-Hauptmann-Straße werden mit Kunststeinplattenbelag
ausgeführt. An der rückwärtigen Seite des Gebäudes
mit Zugang von der Tiergartenstraße wurde der Garagen- und Wirtschaftshof
geplant, der zugleich die spätere Verbindung zum Werkstattgebäude
gewährleisten sollte.
Denkmalpflege:
Das ehemalige Zentrale Forschungsinstitut für Arbeit
wurde im Denkmalverzeichnis des Freistaates Sachsen erfasst und aufgrund
seines vor allem baugeschichtlich bedeutsames Wertes geschützt.
Die Ausführung des Hauptgebäudes ist ein qualitativ hochwertiges
Beispiel der „DDR-Moderne“. Es ist deutlich die Abkehr von
dem bis Mitte der 1950er Jahren propagierten Bauen nach nationalen Tradition
erkennbar. Vielmehr wurde mit der Errichtung des Forschungsinstitut für
Arbeit ein großer Schritt zum Bauen nach modernen, funktionalen
Vorbildern geschafft.
Das Institut ist in Anlehnung an die fortschrittlichen
Tendenzen der klassischen Moderne und die aktuellsten Entwicklungen der
Zeit entstanden. Die Synthese von Technik, Funktion und Gestaltung wurde
in prägnanter Form realisiert und ging als „Wiederverwendungsprojekt“
auch in Planungen anderer wissenschaftlicher Einrichtungen der DDR ein.
Diesem Vorbildcharakter kann heute noch Rechnung getragen werden. Die
häufig an standardisierten Bautypen verübte Monotoniekritik
kann hier nicht zum tragen kommen. Stattdessen ist das ehemalige Zentrale
Forschungsinstitut für Arbeit neben dem Verwaltungsgebäude des
VEB Strömungsmaschinen eines der innovativsten Gebäude in Dresden
um 1960.
Quellen / Literaturtipps:
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